Ich meine, dass das Graufilter - leider - von den Fotoamateuren zu wenig Beachtung erhält. Dieses Filter gibt es in 4 wichtigen Dichtestufen und dabei leider nur in einer Stufe mit Vergütung. Das Graufilter erlaubt uns - durch seine Lichtreduktionseigenschaften (Lichtminderung) entweder mit offener Blende oder langen Zeiten (oder beides, auch abhängig von der ISO-Zahl) trotz hellem Sonnenschein und besten Lichtverhältnissen zu arbeiten.
Und wozu soll das gut sein? Wird ein Film - bei viel Licht - gedreht und ist aus dramaturgischen Gründen eine offene Blende (kleine Zahl und wenig Schärfentiefe) nötig, schluckt das Graufilter das überflüssige Licht.
Bei unserer analogen oder digitalen Kamera setzen wir das Filter ein, wenn wir Bewegung darstellen wollen. Sanft bis stürmisch fließendes Wasser   eignet sich hervorragend dafür! Sehen Sie sich dafür die ersten zwei Bilder der Enz in Baden-Württemberg an. Die beiden Fotos wurden nur wenige 100 m voneinander entfernt aufgenommen.

Links scheint das Wasser still zu stehen und auf dem rechten Bild erkennen wir die Fließbewegung durch die sichtbare Unschärfe, die durch eine Belichtung von einer sechstel Sekunde und der höheren Wassergeschwindigkeit durch einen kleinen Wasserfall von etwa 30 cm erreicht wurde. (Wegen der “langen” Zeit musste ich für das rechte Bild natürlich ein Stativ verwenden!)

Die Enz in BW (Baden-Württemberg) oder andere Gewässer können romantisch (und etwas träge) oder auch durch das Graufilter (wild) fließend dargestellt werden. (Dabei vergessen Sie bitte nicht, dass das Auge einen Halt braucht - hier sind es die Steine im Vordergrund!)
Links ohne Filter fotografiert, rechts dagegen mit B+W Graufilter 106 (64 x) mit 6 Blenden minus bei ISO 100 mit 1/6 s belichtet.

Welche Filter gibt es und wie setze ich diese ein?
Zur Zeit produziert einer der bekanntesten Filterhersteller B+W (Biermann und Weber - 1947 in Berlin gegründet, die sich später auch noch mit den Optischen Werken Jos. Schneider zusammengeschlossen haben) Graufilter in 4 Stufen (Dichten) in allen wichtigen Filtergrößen für analoge und digitale Kameras bzw. auch Filmkameras.
Ich habe mir für diese Fotos die B+W-Graufilter gekauft, aber natürlich gibt es noch weitere Herstellerfirmen.

Da ein Graufilter - nur gelegentlich - für besondere Aufgaben eingesetzt wird, könnten wir unsere Objektivauswahl und deren Durchmesser vergleichen und evtl. für das mit dem größten Durchmesser ein (oder mehrere) Graufilter anschaffen. Reduzierringe für wenige Taler ermöglichen es, die Filter an allen Objektiven einzusetzen. Natürlich stehen die Filter dann etwas über - tut der Wirkung aber keinen Abbruch!

Bei Fa. Müller in Flensburg  (versandhaus-foto-mueller.de) mit einer Riesenauswahl an Markenfiltern, erhalten Sie z. B. folgende Graufilter zu attraktiven Preisen:

B+W102       (4x  -2 Bl-Stufen Lichtverlust, vergütet) Filter, dass zur Grundausstattung gehört, mit relativ geringer Wirkung
B+W103       (8x  -3 Bl-Stufen Lichtverlust, unvergütet), gute Licht-Reduzierung und dadurch bessere Wirkung
B+W106     (64x -6 Bl-Stufen Lichtverlust, unvergütet), ideal um längere Zeiten und evtl. zusätzlich offenere Blenden zu erreichen,
B+W110 (1000x -10 Bl-Stufen Lichtverlust, unvergütet), dieses Filter dient in erster Linie der Industriefotografie, um z. B. Schmelz- und                                                                                                                                            Verbrennungsprozesse aber auch leuchtende Halogenglühfäden zu fotografiern)
 

             Ohne Filter, f 8.0, 1/200 s, ISO 100                                                                    B+W Graufilter 106, f 8.0, 1/5 s, ISO 100         
Während dieser beiden Aufnahmen wehte ein heftiger Wind und die Sonne war teilweise leicht verschleiert - hierdurch gab es leichte Unschärfen bei Gras und Büschen und beim rechten Bild auch nur 5 Blenden minus. Durch den Regen der vergangenen Nacht war hier deutlich mehr Wasser “unterwegs”.

Nachteile der dichteren Graufilter und Benutzer-Tipps!
Leider ist es mit den (dichteren) Filtern (z. B. B+W Grau 106 (64 x) minus 6 Blenden) nicht mehr ganz so einfach zu fotografieren. Bei der Spiegelreflex konnte ich im gleißenden Sonnenlicht kaum noch das Motiv durch den Sucher erkennen und natürlich war auch die Schärfe nicht gut einzustellen.
Die folgenden Tipps habe ich selber mit Erfolg ausprobiert:
Bauen Sie die Kamera auf ein Stativ und richten Sie diese “ohne Graufilter” auf Ihr Motiv aus. (Die Schärfe sollte manuell eingestellt werden und an der Kamera auch auf MF bleiben). Jetzt sollten Sie eine Probemessung vornehmen und sich die Werte merken (aufschreiben). Nun schrauben Sie das 106 er Filter auf das Objektiv. Falls Ihre Kamera - wegen der Lichtreduktion - Schwierigkeiten mit der Messung bei vorgeschaltetem Filter macht, müssen Sie die Kamera auf “M” einstellen und rechnen. So wird aus einer 1/60stel Sekunde über die Stufen 1/30stel, 1/15stel, 1/8tel, 1/4tel, 1/2 genau 1 Sekunde Belichtungszeit. Die Blende bleibt in diesem Fall genau auf dem Wert, den Sie vorher - natürlich ohne Filter - gemessen hatten. Je nachdem, wie stark der gewünschte Weichzeichnungs- bzw. Verwisch- Effekt sein soll, empfehle ich Zeiten zwischen 1/6 bis zu einer vollen Sekunde. Die verwendete Blende ist für das Foto sekundär bis auf die natürlich dadurch erzielbare Schärfentiefe! Wenn Ihre Kamera - trotz des dichten Filters - einwandfrei misst, würde ich die Zeit voreinstellen und die Kamera die passende Blende suchen lassen ...
Wegen der sehr unterschiedlichen Bildwirkung empfehlen sich Versuche mit verschiedenen Zeit(vor)einstellungen

Ein schönes Motiv geben wasserspeiende Brunnenfiguren - mit Graufilter aufgenommen - ab.
Eine hervorragende Wirkung können Sie erzielen, wenn Sie komplette Brunnen bzw. deren Figuren mit einem Graufilter - und dadurch mit einer längeren Zeit - fotografieren. Das linke Bild der Dreiergruppe wurde so aufgenommen, wie es üblicherweise geschiet. Ich habe extra mal einige Fotograf(inn)en befragt, welche Werte an der Kamera eingestellt wurden. Meist hieß es, ich habe extra eine kurze Zeit (meist zwischen 1/250stel -1/500stel) gewählt, damit ich das Wasser auch scharf bekomme. Wie das aussieht, zeigt das linke Bild! Mir gefallen die beiden rechten Bilder besser...

Wie eine Zeitbelichtung (mit Graufilter) bei einem kompletten Brunnen ausschaut, zeigt das untere linke Bild. (Das rechte Bild ist ein Ausschnitt - am Vortag bei Gewitterneigung aufgenommen - und soll lediglich zeigen, dass wir das Wasser - ohne Filter - auch sehr spritzig fotografieren können und wie es die meisten Besucher mit nach Hause bringen werden. Sie bestimmen also selber, wie es aussehen soll. Viel Erfolg beim Nachahmen!