Die Wirkung eines Pol(arisations)filters
können Sie nicht durch Software-Nachbearbeitung erreichen.

Das Polfilter gibt es in zwei Versionen linear oder zirkular. Bei modernen Kameras kommt wegen evtl. Fehlmessungen der Belichtung nur ein zirkular aufgebautes Filter in Frage. Diesem wird lediglich zusätzlich eine Verzögerungsfolie nachgeschaltet, um das polarisierte Licht in Rotation zu versetzen. Die Folie(n) wird/werden einfach zwischen zwei Glasscheiben eingebettet. Damit ist der Aufbau - siehe Zeichnung - bereits erklärt. Das Filter schluckt ca. 2 Blenden an Licht.
Licht schwingt in verschiedenen Ebenen. Wenn Sie sich das Polfilter wie einen Gartenzaun vorstellen - die Moleküle wurden gestreckt und ausgerichtet und stehen parallel nebeneinander - ist sofort klar, dass nur noch bestimmte Schwingungsebenen des Lichtes durch die Spalten (die Spalten des Gartenzaunes) dringen können. (Blaue Linie im Bild). Polfilter sind drehbar aufgebaut und geben Ihnen die Möglichkeit, bestimmte Ebenen (Spiegelungen) auszublenden, zu mildern oder nach Wunsch auch sogar zu verstärken.

Ein einzelnes Polfilter ist durchsichtig, wie an nebenstehendem Bild gut sichtbar ist. Auch durch 2 Filterfolien kann man gut hindurchsehen, auch wenn sich die Sichtdurchlässigkeit verschlechtert. Immerhin haben wir hier ja auch schon 3-4 Blenden Lichtminderung. Aber wieso ist auf dem rechten Bild ein schwarzer Fleck? Die Filterfolien wurden im rechten Winkel zueinander gedreht. Denken Sie an die Lattenzäune, die in Nord/Süd- und Ost/West-Richtung übereinander liegen und dadurch kein Licht mehr durchlassen.
Dieses Beispiel dient dem Verständnis dafür, wieso bestimmte Spiegelungen ausgeschaltet werden können und andere scheinbar unbeeinflusst weiter existieren können.

Die eckigen Polfilter habe ich mir für Beleuchtungszwecke selber gebaut. Sie sind nicht dafür gedacht, vor der Kamera angebracht zu werden. 1 mm Messingdraht aus dem Bastelgeschäft wurde auf 9,5 x 9,5 cm so gebogen, dass Anfang und Ende unten in der Mitte liegen. Die Nahtstelle wurde gelötet und die gegenüberliegende Fläche oben erhielt einen Anfasser, der ebenfalls angelötet wurde. Als Griff dient 5 mm Rundholz, in das ich von der Stirnseite her ein Loch gebohrt habe. Eine Papiertüte schont die Filter bei Nichtgebrauch. Die Folien liefert Brenner (www.alles-foto.de) in Größen bis Din A4. Die Polfilterfolien benutze ich, um das Aufnahmelicht zu polarisieren. Ein zweites (gekauftes) Polfilter vor der Kamera wird so gedreht, sodass die bestmögliche Wirkung für Objekte wie z. B. bei Kristallen und Kristallisationen erreicht wird.

Positive und negative Eigenschaften eines Polfilters
Das Polfilter zeichnet sich durch positive und negative Eigenschaften aus, Die negative Seite des Filters sind die etwa 2 Blenden Lichtverlust, den wir in Kauf nehmen müssen. Positiv fallen die Minderung bis Ausschaltung von unerwünschten Spiegelungen aus, die
verstärkten Farbkontraste und Farbsättigung bei den Landschaftsaufnahmen und die Minderung von Dunst in der Ferne.

Zu den Bildern Kristallisationen:
Beide Bilder haben ihre Leuchtkraft durch den Einsatz von polarisiertem Licht (einem Polfilter vor der Lichtquelle und einem zweiten Polfilter vor dem Objektiv) erhalten.
Das geht so weit, dass die Objekte, wie z.B. die milchig-weißen Schichten von aufgelöstem und getrocknetem Zuckerwasser bzw. Zitronensäure auf einem Objektträger (Glasplatte) - zwischen den beiden Polfiltern - gradezu zu einem Farben-Leuchtfeuer werden. Nicht weniger interessant ist die Zitronensäure, die auf dem linken Bild - wie Federn - zu sehen ist.
Die Bilder habe ich schon vor Jahren auf Diafilm im Maßstab von etwa 10:1 aufgenommen. Zur Beleuchtung verwendete ich einen Projektor mit vorgeschaltetem Polfilter. Ein zweites befand sich vor der Kamera und das/die Objekt(e) dazwischen. Um Vibrationen ausszuschließen, habe ich den Projektor über die Sicherung ein- bzw. ausgeschaltet. Die Kameraverschluss wurde im dunklen Raum vorher geöffnet.

Welches Polfilter sollte man kaufen?
Nur noch das zirkulare Polfilter - es ist kaum noch teurer als das lineare Filter und kann an jeder Kamera benutzt werden. Besitzen Sie mehrere Objektive mit unterschiedlichen Frontgrößen, kann es vorteilhaft sein, den größeren Durchmesser zu bestücken und durch einen Reduzierring auch an den/die kleineren Durchmesser anzupassen. Allerdings steht das Filter dann etwas über, was zu leichten Behinderungen führen kann.
Wie ist das mit der Qualität und wo sollte ich kaufen?
Wenn man die Mehrausgabe nicht scheut, sollte es ein Käsemann-Polfilter sein. Meiner Meinung nach gibt es nichts Besseres! Foto-Müller in Flensburg hat gute Preise und die gängigen Filtergrößen und -sorten auf Lager. (www.versandhaus-foto-mueller.de)
Welcher Winkel löscht Reflexionen am besten?
Spiegelungen z. B. bei Wasser und Glasscheiben werden am günstigsten in einem Winkel von 30-40° gelöscht! Aber mit einem Polfilter kann man auch Spiegelungen und z. B. einen Regenbogen verstärken. Die beste Wirkung bei Landschaftsfotos besteht bei seitlichem Licht. Bei Weitwinkel wird der Himmel leider ungleichmäßig, weil die Polarisation je nach Winkel der Sonne an- bzw. absteigt und der Sättigungsgrad des Himmels dadurch verschieden ausfällt.

Das Polfilter verschieden einstellen.
Wie  schon schon im Absatz zuvor gesagt, kann die Wirkung eines Regenbogens durch das Polfilter verstärkt werden. Als Beispiel habe ich extra in den Herrenhäuser Gärten in Hannover passende Beispielfotos erstellt. Es handelt sich hier um identische Fotos - mit Stativ aufgenommen, die mit je  1/16 Sekunde bei Blende 16 und vorgeschaltetem Polfilter belichtet wurden. Die relativ lange Zeit lässt das Wasser fallen, fließen und nicht einfrieren, wie es durch eine zu kurze Belichtungszeit so oft geschieht.
Es lohnt sich, die beiden Fotos etwas genauer zu vergleichen. Das linke Bild zeigt durch das Filter einen kräftigeren Himmel und im Vordergrund weniger Spiegelungen. Dafür ist der “Regenbogen” eher kümmerlich.
Beim rechten Bild habe ich dagegen ausschließlich auf die Farben des Regenbogens geachtet und das Filter entsprechend gedreht. Nun habe ich perfekte Farbe in einem größeren Bogen. Der Himmel ist jetzt etwas heller geworden und die Spiegelungen der Wasserfläche sind stärker.
Fazit: Jede(r) Fotograf(in) muss selbst entscheiden, was durch das Polfilter erreicht werden soll. Leider kann dieses nur Spiegelungen in bestimmten Schwingungsebenen ausschalten.

Spiegelungen durch das Polfilter komplett ausschalten:
Die Bilder wurden an einem kleinen Tümpel (oben ohne und unten mit Polfilter) aufgenommen. Bei diesem Beispiel wollte ich Ihnen zeigen, was ein Polfiler zu leisten imstande ist.
Nicht für jedes Motiv erscheint es angebracht, die größtmögliche Motivänderung anzustreben. Mir geht es bei diesem Bild auch so. Das rötliche Blatt treibt hier nicht mehr auf dem Wasser sondern liegt scheinbar auf dem Grund des Tümpels. Hier wird auch eine kleine Schwäche des Polfilters sichtbar. Die Farben werden ein wenig kälter dargestellt. Es gibt aber Spezialpolfilter (natürlich teurer) mit leicht getönten Scheiben, die diesen Mangel ausgleichen können.
Aber mit modernen Programmen für die Bildbearbeitung kann man die Farben auch leicht angleichen.
Merke:
Ein gutes Polfilter kann die Bildwirkung entscheidend beeinflussen, erfordert aber etwa 2 Blendenstufen mehr Licht. Wenn ein Polfilter angeschafft wird, sollte man überlegen, ob es ein “Käsemann” sein darf, weil es, wie ich finde, ein Mehr an Schärfe liefert. Aber es wird auch etwas
teurer gehandelt und lohnt sich nur, wenn es auch öfter eingesetzt wird...